2021-03-20
Römisch-katholische Homophobie: Bischof Overbeck wirbt für kirchliche Neubewertung der Homosexualität.
Nach dem Verbot der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare durch die Glaubenskongregation im Vatikan hat Bischof Franz-Josef Overbeck eine Neuorientierung der Kirche bei diesem Thema angeregt. Die kirchliche Lehre verlange „dringend eine erweiterte Sichtweise auf die menschliche Sexualität“, schreibt Overbeck in einem Brief an alle Pfarreien im Bistum Essen. Dabei brauche es „eine ernsthafte und zutiefst wertschätzende Neubewertung der Homosexualität“. – Als sei das nicht auch eine Form der Schwulendiskriminierung. Herr Overbeck und seine Kirche sollten aufhören, menschliche Sexualität (hierarchisch/qualifizierenden) Bewertungen zu unterziehen.
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Der Bischof berichtet nach der Stellungnahme der Glaubenskongregation von „zahlreichen Rückmeldungen von sehr vielen engagierten Gläubigen und insbesondere von Seelsorgerinnen und Seelsorgern, die über die in diesem Schreiben zum Ausdruck kommende Bewertung der Homosexualität empört sind. Menschen mit einer homosexuellen Orientierung fühlen sich gekränkt und verletzt.“
Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck richtet einen monströsen Appell an alle Pfarreien im Bistum Essen.
Interessant das Wording, „fühlen sich gekränkt und verletzt“!
IRRTUM: HOMOSEXUELLE WERDEN OBJEKTIV GEKRÄNKT UND AKTIV VERLETZT. Das ist keine Frage subjektiver Befindlichkeit einer ausgesuchten Minderheit. Und, um es gleich klar zu stellen: Es geht nicht nur um gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Die offizielle Sexuallehre dieser Kirche ist Diskriminierung von Sexualität schlechthin, die sie auf den Akt der Kindeszeugung reduzieren möchte.
EINE ENTGEGNUNG
Protest-E-Mail an Bischof Franz-Josef Overbeck vom 21. März 2021
Wenn die kath. Kirche über Lebenspartnerschaften nachdenkt, hat sie viel theologisches Pathos im Gepäck, um letztendlich die Sexualität mit dem Prädikat der Sündhaftigkeit zu versehen, wenn sie sich nicht ausschließlich im Rahmen von katholischer Hetero-Ehepartnerschaft zur Kindeszeugung vollzieht.
Man könnte es auch bösartig ausdrücken: Die monströs aufgeblähte Lehre (der kath. Kirche) dient der Neurotisierung von Bevölkerung, speziell jener Bevölkerung, die kath. Gemeinschaftsleben sucht und so auch kath. Gemeinwesenarbeit gestaltet.
Die kirchenrechtlichen Apparatschiks bedienen sich sexualisierter Traumatisierung, wenn sie über Ehe- und Lebensgemeinschaften dozieren – als sei die Sexualität das alles dominierende Moment von Lebensgemeinschaften schlechthin.
Zur Kastration der sexuellen Lust muss ihre Reduzierung auf die Kindeszeugung herhalten. Schwule und Lesben – die ganze LSBTIQ-Gemeinde also – lassen sich so nicht einfangen, leben ihre exotische Lust und müssen nun bestraft werden.
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Im September 2018 hat das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, Papst Franziskus, sich mit Jugendlichen des französischen Bistums Grenoble-Vienne getroffen und sich mit ihnen über sexuelle Beziehungen zwischen Mann und Frau auseinandergesetzt. Dabei fragte ein 16-Jähriger den Pontifex, wie man in einer Welt navigieren soll, die den menschlichen Körper “entweiht” und so viele “verschiedene Alternativen” bietet. Darauf antwortete Franziskus: “Die Sexualität, der Sex, ist eine Gabe Gottes. Kein Tabu.”
Wie vernünftig, diese päpstliche Erklärung, der er dann bedauerlicherweise die Kastrationsforderung nachschob, indem er “Sexualität getrennt von Liebe” geißelte:
“Die Liebe zwischen einem Mann und einer Frau, wenn sie leidenschaftlich ist, führt dazu, dass man sein Leben für immer hingibt. Für immer. Und dass man es mit Körper und Seele hingibt”, zitierte der Pressedienst des Heiligen Stuhls den Papst ferner. Er rief die jungen Leute dazu auf, ihre Sexualität “gut zu bewahren” und “sich auf die Liebe vorzubereiten”, die ein Teil ihres ganzen Lebens sein werde.
Zugleich übte der Pontifex scharfe Kritik an Pornografie als einem Teil der “Lügen-Industrie” aus, die die “Sexualität getrennt von Liebe” behandele. Er stimmte auch zu, dass die Menschen wegen ihrer Schwäche oder geistiger Mängel ihre Sexualität nicht immer in der “schönsten Art und Weise” verwenden.
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Sexualität ist zunächst einmal eine autonome Variable: Thema mit Variationen. Sie ist ein vitaler Antrieb, durch den der oder die Andere überhaupt erst interessant wird und aktive Beziehungsgestaltung, auch sexuelle, nötig wird. Menschliche Begegnung erzeugt immer interpersonale Dynamik.
Sieben Milliarden Menschen sind mit Sexualität ausgestattet und müssen sie „ein Leben lang“ täglich gestalten. Wir Menschen sind hierfür mit opulenten Werkzeugen versehen. Wir verfügen über Millionen von menschlichen Ei- und Samenzellen, sind während des Sexualkontaktes und auch sonst zu enormen Körpersensationen in der Lage und zwar unabhängig von den jeweiligen gesellschaftlichen Interpretationen der Funktion von Sexualität.
Die kath. Kirche erklärt uns zu Todsündern, wenn wir unsere sexuellen Handlungen nach den Vorstellungen dieser Priesterschaft nicht auf den ehelichen Zeugungsakt reduzieren. Alles, was sich nicht mit dem, die sexuelle Handlung legitimierenden ehelichen Zeugungsakt verträgt, ist verboten: Kondome, Pille, Masturbation, homosexuelle Handlungen, nicht eheliche Sexualkontakte usw.
Freud ist bekanntlich der Vater der sogenannten Libido-Theorie im Sinne eines energetischen Begriffs mit finaler Zielrichtung. Ein wunderbares Beispiel in dieser Hinsicht ist für mich Herr Trump mit seiner demonstrativen, immer zu langen und roten (phallischen) Krawatte. Und in der Tat, selbst noch unsere Farbauswahl beim Kauf eines Autos speist sich aus dieser Quelle.
Alle Aspekte menschlichen Lebens, also auch der der Sexualität unterliegen der Notwendigkeit sozialer Integration in den sozialen Kontext der jeweiligen Lebenswirklichkeit, die allerdings nur zu gerne von selbsternannten Göttern wie z. B. der Priesterschaft der kath. Kirche dominiert werden, und sich ihre privilegierte Herrschaft sichern. „Freiheitliche“ individuelle und selbstbestimmte Entscheidung wird systematisch verpönt.
Die Sexualität wird uns von der kath. Kirche als ein Medium gepredigt, mit dem wir unter Verzicht darauf dem lieben Gott täglich, stündlich und minütlich beweisen können, wie lieb wir ihn haben.
Dabei legen sich die Protagonisten dieser Lehre selbst ein Ei, weil sie sich selbst am Verzicht nicht halten, ja selbst noch sexuellen Kindesmissbrauch betreiben.
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Die Ehe ist ein Bund von Frau und Mann. Gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften werden nicht als Ehe anerkannt. Homosexuelle werden im Katechismus der Kirche “zur Keuschheit gerufen”. Sie müssten mit Respekt behandelt werden, heißt es dort und im Abschlussdokument der Familiensynode von Oktober 2015.
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Homosexuelle „müssen mit Respekt behandelt werden“.
Spitzzüngig/arroganter kann man sie nun wirklich nicht mehr diskriminieren. Als müssten Menschen nicht schlechterdings „mit Respekt“ behandelt werden. Wieso muss man das für Homosexuelle besonders hervorheben?
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